„In Schule müssen Werte wachsen“
An der Liebigschule in Frankfurt am Main unterrichtet Ethiklehrerin Jasmin Khader. 2025 wurde sie mit dem Deutschen Lehrkräftepreis – Unterricht innovativ ausgezeichnet. Das Besondere an diesem Preis: Nominiert wurde sie von ihren ehemaligen Schüler:innen.
Für Jasmin Khader war das ein starkes Zeichen der Anerkennung:
Das ist eine Wertschätzung meiner täglichen Arbeit. Sie zeigt mir, dass es sich lohnt, für Schülerinnen und Schüler zu kämpfen – gerade auch in Momenten des Zweifelns.
Eigene Erfahrungen als Kompass
Die Lehrerin aus Frankfurt kennt diese Momente. Sie prägen bis heute ihren Blick auf Schule:
„Ich habe selbst erfahren, wie es sich anfühlt, übersehen, ausgegrenzt und unterschätzt zu werden. Ebenso weiß ich, wie viel Mut es erfordert, die eigene Stimme zu finden – und wie heilend es sein kann, wenn jemand an einen glaubt.“
Diese Erfahrung überträgt sie in ihre pädagogische Arbeit, beispielsweise indem sie eigene Texte für ihre Schüler:innen schreibt:
„Lehrbuchtexte sind oft abstrakt oder weit entfernt von ihren Erfahrungen… Durch meine eigenen Texte schaffe ich eine Brücke zwischen ihrem Leben und den Themen, die wir im Unterricht behandeln. Ich möchte, dass sie spüren, dass ihre Erfahrungen und Perspektiven wichtig sind.“
Für Jasmin Khader ist Schule ein Ort des Zusammenlebens:
Schule ist für mich nicht nur ein Ort der Wissensvermittlung, sondern auch ein Raum, in dem Werte wachsen müssen. Respekt, Gerechtigkeit, Empathie, Demokratie und Vielfalt dürfen keine Randthemen sein.


Wie Werte greifbar werden
Besonders im Ethikunterricht schafft Khader Räume, in denen jede Stimme zählt. Gemeinsam mit ihrer Klasse formuliert sie zu Schuljahresbeginn Werte, die schriftlich festgehalten werden:
„Ich spreche mit meinen Schülerinnen und Schülern darüber, warum Respekt, Empathie oder Verantwortung wichtig sind… Diese Werte schreiben wir meistens auf – und das hilft uns, von Anfang an einen respektvollen und wertschätzenden Umgang zu gestalten. Mir geht es nicht darum, dass sich Schülerinnen und Schüler verpflichtet fühlen, Regeln einzuhalten. Vielmehr sollen sie verstehen, warum diese Werte wichtig sind – und sich im Laufe des Unterrichts freiwillig entscheiden, sie zu leben.“
Das Ergebnis: Eine Verantwortung, die von innen kommt – nicht von außen aufgezwungen.
Wenn eine echte Beziehung mit Vertrauen und gegenseitiger Wertschätzung da ist, kann Lernen überhaupt erst stattfinden.
Sie lebt diese Werte vor – auch indem sie eigene Unsicherheiten und Fehler teilt:
„Wenn ich zum Beispiel über Zivilcourage spreche, teile ich auch eigene Erfahrungen – sowohl Momente, in denen ich mutig war, als auch Situationen, in denen ich es vielleicht nicht war. Auf diese Weise werden Werte greifbar und erlebbar.“
„Habt Vertrauen in die Kraft Eures Berufes“
Ihre Haltung wirkt. So schrieb ein Schüler in der Nominierung zum Deutschen Lehrkräftepreis:
„Frau Khader hat uns nicht nur Ethik als Fach nähergebracht, sondern uns auch zu besseren Menschen gemacht. Sie lehrte uns Offenheit, Toleranz und den Mut, gegen Ungerechtigkeiten aufzustehen.“
Jasmin Khader ist überzeugt: Lehrkräfte haben die Kraft, Leben zu verändern – oft in Momenten, die klein wirken, aber große Wirkung entfalten.
Begegnet euren Schülerinnen und Schülern mit Neugier, Offenheit und Liebe zu den Menschen. Habt Vertrauen in die Kraft eures Berufes – ein Satz, ein Blick, ein Moment kann ein Leben verändern.

Foto: Andreas Reeg
Lesen Sie das ausführliche Interview mit Jasmin Khader auf news4teachers.