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Das neue Führungs-Duo der Heraeus Bildungsstiftung

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Alexandra Heraeus und Christiane Lohrmann im Interview

1) Doppelte Frauenpower ist – noch – selten in Geschäftsführungen in Deutschland. Warum seid ihr im (Frauen-)Team gut?

AH: „Wir glauben daran, dass man im Team besser arbeitet, denkt, entwickelt – und das gilt in unseren Augen auch für Führungsjobs. Man ist Sparringspartnerin, man hat dasselbe Ziel – aber man bringt durch die persönlichen Lebenswege verschiedene Blickwinkel und Perspektiven ein, das bereichert. Ich denke, noch wichtiger als das Geschlecht ist die Tatsache, dass wir verschiedene Generationen an den Tisch bringen. Das erweitert das Spektrum und die Diskussionen – ich habe damit bereits tolle Erfahrungen gemacht.“

2) Wie teilt ihr euch die Aufgaben?

CL: „Ich freue mich auf die strategische und inhaltliche Weiterentwicklung unserer Seminare für Lehrer*innen, Schulleiter*innen und für die Schulverwaltungen, die ich gemeinsam mit unserem Programmteam angehe. Weiterhin stehen bei mir der Ausbau unseres guten Netzwerks zu Akteuren und anderen Stiftungen im Bildungsbereich und die Erweiterung unserer kommunikativen Aktivitäten und Veranstaltungen auf der Agenda. Wir wollen weiter inspirieren, spannende Diskurse am ,Puls der Zeit‘ anbieten und die großartige Leistung von Lehrkräften in der Öffentlichkeit wertschätzen. Für das Team der Heraeus Bildungsstiftung bin ich zudem die Ansprechpartnerin für alle Personalthemen.“

AH: „Ich befasse mich vor allem mit der Analyse und Wirkungsmessung von strategischen Projekten und möchte künftig noch stärker die Optimierung interner Prozesse angehen und das Controlling weiterentwickeln. Wir haben in den letzten Jahren viele neue Programme und Ideen angestoßen und es ist zunehmend wichtig, auch Strukturen nachzuziehen, die uns ein professionelles Arbeiten mit zeitgemäßen Tools ermöglichen. Ein gut aufgestelltes Team und entsprechende Arbeitsweisen sind aus meiner Sicht entscheidend, um die größte Wirksamkeit zu erzielen. Weiterhin werde ich an der Weiterentwicklung unserer eigenen Gremien arbeiten: Wie können wir durch viele starke Persönlichkeiten, z. B. in unserem Beirat, Energien bündeln? Und ich freue mich darauf, die Stiftung bei öffentlichen Veranstaltungen, virtuell oder dann bestimmt auch mal wieder in Präsenz, repräsentieren zu dürfen.“

3) Welche „next steps“ stehen in euren Bereichen für die Heraeus Bildungsstiftung an?

AH: „Einen großen next step gehen wir 2021 mit der Einführung einer neuen IT-Infrastruktur. Diesen Prozess begleite ich eng und wir erwarten einen echten Schub in Sachen Teilnehmermanagement, Veranstaltungskommunikation und Reporting für die Stiftung. Außerdem werden wir betrachten, welche weiteren Schritte im Bereich Digitalisierung für uns zu gehen sind – das betrifft nicht nur unser Weiterbildungsangebot für Lehrer*innen und Schulleiter*innen, das wir bereits seit einem Jahr digital aufgestellt haben, sondern auch unsere stiftungsinterne Arbeitsweise sowie die interne und externe Kommunikation.“

CL: „Next steps gibt es viele! Um einige zu nennen: Wir sind Kooperationspartner zahlreicher Kultusministerien und führen in deren Auftrag Qualifizierungen im Bereich Persönlichkeitsentwicklung für Schulleitungen und Lehrkräfte durch – 2021 möchten wir dieses Angebot auch für Mitarbeiter*innen in Schulverwaltungen erweitern. Und wir haben das Ziel, unsere Aktivitäten bundesweit auszuweiten. Nur wenn alle im Boot sind, können wir die Qualität der Schulen für unsere Kinder weiter steigern. Ein für uns spannender Schritt wird auch der Umzug unseres Büros in unseren neuen Stiftungssitz in Hanau sein: Dort soll ein neuer Ort für grenzüberschreitenden Dialog entstehen, der unter anderem das System Schule mit anderen gesellschaftlichen Bereichen in Kontakt bringt.“

4) Welche gesellschaftlichen Chancen haben Stiftungen, speziell im Bildungsbereich, heute?

AH: „Ich würde es lieber stärker formulieren: Es geht nicht nur um ,Chancen‘, es geht auch um Verantwortung. Als Stiftungen haben wir aus meiner Sicht die Aufgabe, mutig zu sein, neue Wege zu gehen und dabei stets im Dialog mit den Akteur*innen im Bildungssystem zu sein. Das ist wichtig, um immer ein Ohr dafür zu haben, was wirklich gebraucht wird und wie wir als Stiftung dabei unterstützen können. Wir haben die großartige Möglichkeit, mit Projekten, mit Netzwerken und mit Förderungen an den Stellen zu arbeiten, an denen ein bestehendes System nicht ausreichend gut funktioniert oder weiterkommt. Im Bereich Schule denke ich an Themen wie Bildungsschere, Demokratiebildung oder auch strukturellen Rassismus. Da können Stiftungen mit Programmen für Schüler*innen oder Weiterbildungen für Lehrer*innen einen relevanten gesellschaftlichen Beitrag leisten.“

5) Wie sieht die ideale Schule für dich aus?

CL: „Ich schaue aus drei Blickwinkeln auf diese Frage: als Christiane, die selbst in die Schule gegangen ist, als Mutter zweier Kinder und nun als Geschäftsführerin einer Stiftung, deren Motto ,Persönlichkeit macht Schule‘ ist. Die ideale Schule macht in meiner Vorstellung die Kinder zu starken Persönlichkeiten, indem sie junge Menschen motiviert, stärkt und Mut für Neues vermittelt. Die ideale Schule gibt Lehrer*innen die Freiheit, über den Tellerrand zu schauen, bietet ihnen Räume für den fachlichen Diskurs an und lässt ihnen die Freiheit, auch neue Wege gehen zu können. Die ideale Schule hat Schulleiter*innen, die ihr Team kennen, fördern und wertschätzen, die Haltung zeigen und für die jedes Kind wichtig ist.“

6) Das Image der Lehrer*innen hat in Deutschland Luft nach oben – was kann die Heraeus Bildungsstiftung positiv bewirken?

AH: „Ach, dieses Lehrerbashing! Wir treffen im Alltag auf viele tolle Lehrerinnen und Lehrer, die gerade in der Corona-Zeit mit so viel Mut und Energie den Unterricht aufrechterhalten und weiterentwickelt haben! Ich glaube, es ist wichtig, diese Beispiele nach außen zu tragen, um andere Lehrkräfte anzustecken, aber auch, um der Gesellschaft zu zeigen, dass es zu einfach ist, Lehrkräfte pauschal zu beurteilen. Wie in jeder Berufsgruppe kommt es auf den einzelnen Menschen an. Dem schlechten Image treten wir also vor allem kommunikativ entgegen: im Rahmen von Talks, die wir selbst veranstalten oder bei denen wir auf der Bühne sitzen, mit unserer Pressearbeit, in Social Media.“

CL: „Und wir sind seit 2020 Partner des Wettbewerbs ,Deutscher Lehrerpreis – Unterricht innovativ‘, bei dem engagierte Lehrer*innen, innovative Unterrichtsprojekte und vorbildliche Schulleitungen ausgezeichnet werden. Der Preis ist für uns auch ein Vehikel der Botschaft: Viele unserer Lehrer*innen machen einen richtig guten Job!“

7) Last, but not least: Hund oder Katze?

CL: „Hund!“

AH: „Auch Hund! Am liebsten unsere quirlige 3-jährige Deutsch-Kurzhaar-Hündin.“