Wie können wir eine demokratische und diskriminierungsfreie Schulkultur gestalten? Mit dieser wichtigen und hochaktuellen Frage setzten sich vom 28. bis 30. August rund 60 Schulleiterinnen und Schulleiter bei der Sommerakademie 2024 in Esslingen auseinander. Bereits zum fünften Mal war die Heraeus Bildungsstiftung als Partner des Zentrums für Schulqualität und Lehrerbildung Baden-Württemberg (ZSL) dabei.
Demokratie muss eingeübt werden
Der Präsident des ZSL, Prof. Dr. Thomas Riecke-Baulecke, eröffnete die Sommerakademie mit einer eindringlichen Warnung: „Wir müssen uns von dem Glauben verabschieden, dass die Demokratie weltweit auf dem Vormarsch ist.“ Die aktuelle weltpolitische Lage verdeutliche das Gegenteil. Demokratie könne gegenüber autoritären Systemen langsam und anstrengend sein, denn demokratische Entscheidungen müssten immer wieder begründet und demokratische Prozesse eingeübt werden. „Der Schule kommt dabei eine Schlüsselfunktion zu.“
Schüler:innen müssen teilhaben und mitgestalten
In seinem Grußwort plädierte der Geschäftsführende Vorstand der Heraeus Bildungsstiftung und Schulleiter, Martin Fugmann, dafür, Schulen zu Orten zu machen, an denen demokratische Werte nicht nur gelehrt, sondern aktiv gelebt werden. „Demokratie bedeutet, dass Schüler:innen nicht nur politische Rechte haben, sondern auch aktiv an der Gestaltung ihrer Schulgemeinschaft teilnehmen und diese in einer Weise organisieren, die auf den Prinzipien der Gleichheit, Freiheit und gegenseitigem Respekt basieren.“ Er appellierte an die Teilnehmenden, gemeinsam daran zu arbeiten, das Ökosystem Schule wieder mehr ins Gleichgewicht zu bringen: „Unsere Schüler:innen sollen sich auf das Neue, das Andere freuen. Dazu müssen sie ihre Geschichten erzählen dürfen: was sie erlebt haben, wie sie leben, wie sie ihre Kultur prägt. Arbeiten wir zusammen daran, dass Noten nicht diskriminieren und fachliche Defizite als persönlicher Makel empfunden werden, lassen wir Schüler:innen das Lernen mitgestalten, indem sie ihre Interessen verfolgen und Neugierde für das Leben entwickeln.“
Schulleitungen haben den Schlüssel zur Wertevermittlung in unsicheren Zeiten
Corinna Heller, Senior-Referentin für Programmentwicklung bei der Heraeus Bildungsstiftung, betonte die zentrale Rolle von Werten für eine demokratische und diskriminierungssensible Schulkultur. „In einer Zeit, in der äußere Stabilität zunehmend bröckelt, sind innere Werte und der innere Kompass umso wichtiger.“ Die ehemalige Schulleiterin ermutigte die Zuhörenden, der Wertevermittlung an ihren Schulen höchste Priorität zu geben: „Werte werden nicht gelehrt. Werte werden vermittelt. Von Menschen durch Menschen, durch Erfahren und Einordnen! Wenn wir so die Chance haben, eine Welt zu prägen, in der wir alle gerne leben möchten, dann sollten wir es tun, oder? Schulen müssen deshalb Orte sein, an denen wir demokratische Werte wie Partizipation, Gleichberechtigung und Meinungsfreiheit vorleben.“
Impulse für eine demokratische Schulkultur
Die Sommerakademie bot den Teilnehmenden die Möglichkeit, sich intensiv mit aktuellen Forschungsergebnissen im Bereich der Demokratiebildung und Antidiskriminierung auseinanderzusetzen. In Vorträgen, Diskussionen und Workshops reflektierten sie ihr eigenes Leitungshandeln und entwickelten Strategien zur Förderung demokratischer Werte und Strukturen in ihren Schulen.
Die Heraeus Bildungsstiftung trug mit einem Workshoptag zum Gelingen der Veranstaltung bei. Auf dem Programm standen die Themen „Leadership from the inside out“, „Demokratisch und diversitätsbewusst? Eine Standortbestimmung für die eigene Schule“, „Schulkultur verändern: Wie geht das?“ und „Diskriminierungssensibel handeln und kommunikative Herausforderungen meistern“.
Das Programm der Sommerakademie 2024 zum Nachlesen.
